Eastside-Tour – Etappe 8: Anklam – Seebad Ahlbeck (~ 53 km)

Endlich am Meer.

Der Tag begann wie der letzte aufgehört hat, etwas naja. Die Unterkunft war nicht so der Knaller, alte Baracke am Flughafen. Auch wenn man sich viel Mühe gab, der miefige Geruch saß in der Nase fest. Zu allem übel gab es hier auch noch das bescheidenste Frühstück der gesamten Tour.

“Frühstück”

Nach diesem Trauerspiel brachte ich Hagen noch zum Bahnhof, für ihn war hier ja Schluss. Mich zog es zuerst weiter Richtung Rathaus Anklam, meine Fahrrad-Karte deckte zwar den gesamten Oder-Neiße-Radweg ab, aber nur kleine Ausschnitte der Insel Usedom. Also schnell rein in die Touri-Info und mit Insel-Karte wieder raus. Ich hatte die Wahl zurück nach Kamp zur Fähre zu fahren, oder den längeren Weg über den Lassaner Winkel und die Brücke. Da mir letzterer Weg unbekannt war, entschied ich mich für diesen, mehr zu entdecken. Grundsätzlich ist der Weg über die Fähre ca. 10 km kürzer, lässt man Anklam weg und will direkt nach Usedom lassen sich sogar rund 30 km sparen! Der Weg führte zum großen Teil durch schönsten Mischwald.

Ich war ganz alleine. Schön. Blöd nur, dass mir just in dem Moment einfiel, dass ich ja entsetzlich Angst vor Wildschweinen habe (liebste Grüße an Tini, du weißt wie es ist ;)). Die zahlreichen Wühlspuren am Wegesrand machten es nicht besser 😀 Schnell hatte ich Libnow erreicht, ließ aber das Herrenhaus mit Bioladen und Imbiss aus, noch nicht in Pausen-Laune. Weiter ging es durchs Peenetal-Moor, der Wind wurde zerriger und versprach Nähe zum Meer.

Dann war auch schon die Zecheriner Brücke erreicht. Der Wind pustete mich fast wieder runter, aber dann hatte ich es geschafft: Usedom.

“Sonneninsel Usedom!”

Der Weg führte mich erst mal nach Karnin – der Fähranleger von Kamp aus. Der Blick auf den Rest der Brücke ist von hier aus noch eindrucksvoller.

Weiter ging es gegen den Wind und schon war der Ort Usedom erreicht. Hier würde ich standesgemäß vom Anklamer Tor begrüßt. Das herausgeputzte Städtchen ließ ich schnell hinter mir und schon ging es durch den sonnendurchfluteteten Kiefernwald nach Stolpe.

Die nun folgende Hügellandschaft quälte mich, weniger durch Steigung, als durch den Wind. Wenn man selbst bergab treten muss ist es gemein. Glücklicherweise kam der Rentnerexpress mit seiner Landpartie vorbei, so dass ich einige Kilometer im Windschatten hinterher kurbeln konnte.

Immerhin bot das Hinterland weite Aussicht bis hin zum Stettiner Haff.

Endlich Gartz. Mir war schon Bange, der Richtungswechsel sorgte für direkten Gegenwind… aber die Zielflagge auf der Karte sorgte für ausreichend Motivation.

Und welch ein Glück, die Strecke führte durch den Wald, windgeschützt ging es Hügel rauf und Hügel runter und in Windeseile stand ich plötzlich vor einem Gatter. Äh ja. Schnell wurde klar warum – hinter dem Gatter ein Golfplatz. Nein, dieser soll nicht vor Radlern, sondern vor (polnischen) Wildschweinen beschützt werden. Na gut. Also ab durch die Mitte – so Golfplätze sind ja irgendwie immer etwas ungemütlich – und zurück in den Wald.

Die letzte Steigung war rasch bewältigt und dann ging’s im Affenzahn abwärts Richtung Ahlbeck. Die Freude an der Abfahrt wurde durch Schlaglöcher zwar leicht gebremst, war aber dennoch vorhanden. Und dann war sie da. Die Ostsee und der Puderstrand.. <3

Rund 550 Kilometer war ich gefahren und endlich da, bei strahlendem Sonnenschein. Ich war glücklich. Nach der etwas bescheiden Unterkunft der letzten Nacht war Belohnung angesagt, also auf zur Hotelsuche. Die Bäderarchitektur ist schon wunderschön und entlang der gesamten Promenade zu bewundern. Autofrei und mit breitem Radweg rollte ich von Villa zu Villa. Bald war ein freies Zimmer gefunden. Die Preise in Ahlbeck sind – wie auch auf dem Rest der Insel – ausgesprochen sportlich! Wer nicht campen möchte und sich gerade nix gönnen kann oder will, sollte gründlich vorher recherchieren und gegebenenfalls im voraus buchen. Nach Check-in und langer Dusche gönnte ich mir mein letztes frisches Shirt und einen Strandspaziergang. Müde und glücklich.

Ein Restaurant war schnell gefunden, und nach einem letzten Blick auf die Seebrücke Ahlbeck ruft das Bett. Morgen steht endlich ausschlafen und Swinemünde auf dem Plan…

 

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