Hallo Brandenburg! Aber erst mal noch Frühstück in Sachsen..
Frisch und munter ging es los, mit mäßigen Wetteraussichten. Davon ließen wir uns nicht schrecken und kurbelten voller Elan entlang der schönen Lausitzer Neiße.
Auch in Brandenburg waren die Radwege gut und wir rollten einer hin. Wie schon am Vortag gibt es kein wirkliches mobiles Netz, was die Suche nach Unterkunft oder Gaststätte erschwerte. Ist man aber nah genug am Fluss, gibt es glücklicherweise spitzenmäßiges polnisches LTE-Netz. Wir kennen das ja vom letzten Jahr – digitales Entwicklungsland Deutschland. Die Trockenheit ist auch hier gut zu sehen, die Neiße teils mit echt wenig Wasser.
Auch wenn wir bis jetzt Glück mit dem Wetter hatten, erwischte uns nun doch der Regen. Allerdings in moderater Stärke, so dass leichte Jacken reichten.
Die Stadt Forst war eigentlich als Kaffeestopp geplant, aber wir waren so schnell da, dass wir sie im wahrsten Sinne des Wortes links liegen ließen – noch keine Lust auf Pause. Ob das schlau war? Die gesamte Etappe war geprägt von nicht vorhandenen Brücken, welche 1945 von den Kartoffeln gesprengt wurden, leider sind bis heute nur sehr wenige wieder aufgebaut.
Durch den Nieselregen ging es weiter, auch die diesjährige Flächenbrand-Thematik begegnete uns:
So langsam war uns dann doch nach Pause – so ein schöner heißer Kaffee… hach… – da war aber nix. Nix. Nur Regen und hübsche Landschaft. Und Radweg. Und Wald. Kaffeeeee…
Das ist etwas, was man vielleicht wissen sollte, wenn man diese Tour radeln will – es gibt nix, keine Möglichkeit einzukehren, über viele Kilometer! Also genug Wasser mitnehmen! Die Laune war etwas angekratzt, so dass wir (im Regen) auch wenig Elan hatten uns das Wasserkraftwerk Grießen näher anzusehen. Nur die alte MiG im Garten nebenan fiel ins Auge.
Weiter ging es, ohne Kaffee und Kuchen… Ach ja, die Brücken – eine gab es, da hat das mit dem sprengen wohl nicht so geklappt. Zu unserem Amüsement stand der Teil der übers Wasser ging nämlich noch 🙂
Wir radelten also weiter vor uns hin, inzwischen schon 50 km, der Regen ließ nach und uns blieb nix als schöne Aussicht. Ist ja auch was.
In Groß Gastrose dann ein Lichtblick! Zwar immer noch kein Kaffee, aber eine Leiter. Eine Leiter mit Schild, pflücken erlaubt. Also gab es statt Kaffee Birnen und Pflaumen 🙂
Nach inzwischen über 60 km tauchte plötzlich Guben vor uns auf.
Nach dem sich der Weg bis in die Stadt dann doch noch gnaz schön zog, gab es ENDLICH Kaffee! Eigentlich war Guben schon als Etappenziel geplant, zumal ja die Dichte an Übernachtungsmöglichkeiten und etwas zu essen eher beschränkt ist. Aber es war noch relativ früh – und wir noch recht fit. Also schnell das Bett & Bike Verzeichnis gecheckt. Eisenhüttenstadt schien zu weit – dazwischen das Örtchen Ratzdorf. Ein Eintrag. Ein Anruf brachte Klarheit, ein Zimmer sei frei, aber die Speisegaststätten im Ort alle geschlossen. Aber es gab auch einen Tipp: der Ratskeller Gubin, in der polnischen Schwesterstadt. Also rauf aufs Rad, auf die andere Flussseite.
Beeindruckend sprang gleich die Ruine der Stadtkirche Gubin ins Auge. Was für ein riesiges Ding!
Nach einer kleinen Tour durch die Stadt schnürten wir die Räder vorm Rathaus an und gingen essen. Schlesische Klöße mit Ente, Fisch für Hagen. Riesen Portionen. Mega lecker! Ich hätte am liebsten die ganze Karte rauf und runter bestellt (wenn ich nur mehr essen könnte)
Nach einer Rechnung über 100 Zloty für alles, ging es wieder zu den Rädern. Während ich noch staunend im Kopf den Preis in Euro umrechnete, fiel mir auf, dass ich vor lauter Schreck das Trinkgeld vergessen hatte – also zurück. Die nette Bedienung hielt mich glaub für ziemlich gaga – aber Trinkgeld muss (wer das anders sieht, sollte nicht außer Haus essen)! Der Weg zurück zum Radweg führte uns an echt prächtigen, aber leerstehenden Häusern vorbei. Die Dächer oft schon gemacht. Hübsch! Nach der nächsten Kurve tauchte auch schon das immens große Gebäude von Gunther von Hagens Projekt, das Plastinarium auf. Hier wird alles gebastelt für die Ausstellungen, geöffnet für Besucher nur am Wochenende. Wir sausten also vorbei.
Nach einem etwas weniger schönen Stück entlang der Straße, wurden wir noch einmal mit schönstem Neiße-Blick belohnt.
Bald schon hatten wir den kleinen Ort an der Neiße Mündung erreicht. Da war sie. Groß, breit, und verzaubert still. Die Oder.
Die Unterkunft war, Dank super Beschilderung, schnell erreicht. Die Vermieterin super freundlich – und wir ordentlich müde. Aber natürlich musste noch ein obligatorischer Spaziergang durchs Dorf sein. Spannend sah die Kajüte aus – leider ebenfalls nur am Wochenende geöffnet. Aber ein Highlight sollte es noch geben. Voller Spannung erwartet, in den schillerndsten Farben ausgemalt… vielleicht eine Art Mini Neverland-Ranch – der Michael-Jackson-Spielplatz! Nach der Oderflut ’97 durch eine Spende von Jackson finanziert. Naja, da waren wir nun. Vielleicht ein bisschen enttäuscht 😀 Es ist halt ein Spielplatz.
Und nun, nachdem wir von der Zimmerwirtin standesgemäß mit Radler versorgt wurden, geht es müde ins Bett. Morgen geht’s nach Frankfurt/,Oder so. 😉
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